Wie die Uhr am Marktplatz zur Emma kam

Um so e Fasnacht zu mache, braucht es viel Vorbereitung. Viel Zeit. Un natürlich muß ma auch immer wieder Idee hawe, neues kreiere, und e bißl was verrücktes soll es schon auch sein. Was alle sehe solle und könne. Nämlich, daß es uns gibt, und daß mir die Traditione unserer Vorfahrinnen hoch halte. So entstand die Emma. Bei einem unserer Treffen, ich glaub zum orden-basteln, hama festgstellt, daß wir kä maskottche hawe. E Maskottche brauche mir! Daß des Maskottche Emma heße soll, war schon klar, bevor wir wußde, was es eigentlich were soll. So viel Möglichkeite gabs aber net - es muß natürlich e Hex sei. Und so trafen wir uns einen abend zur Erschaffung eines Wesens, das unser Emma werde sollt´. Jede hat was mitgebracht. Ich habe die wunderbar warmdickbraun Strumpfhos beigetrage, die ich von meiner Mutter für kalte Tage bekomme hab (entschuldige!). Die wurde mit Plastiktüte ausgestoppt, damit´s Bää gibt. Sie sin zwar net ganz so edel wie bei der Marily worre, die Bää, aber ganz passabel. Schließlich hat e Hex krumme Bää ! An die Strumpfhos is e Owwerteil genäht worde, un do druff en Blastikkopp. Des Owwerteil ist ziemlich ausladend gerate, aber es hat hervorragend zu de Bää gepasst. Un Buse kann e Hex jo schließlich a hawwe. Ganz ohne Silikon! Es is kä moderni Hex worre, also kä Hexe-luder, un deshalb hat se noch e Leibche angekriegt, drüwwer en alde Rock, en Schorz und e Schultertuch. Die passende Schuh, schon ziemlich ausgelatscht, un e aldi Perück hawwe die Emma dann vervollkommnet. Damit mer ihr gsicht net sieht, hat sie eine Maske uffgekriegt, wie sich des für Fasnacht a gehört. Sie ist ganz echt geworde, unser Maskottche, und seit sie lebt, hat se schon so manchen erschreckt, der ihr unvermutet gegeüwwer getrete is.

Emma auf der UhrNun wollten wir in jenem Jahr unserer Emma was gutes tun, und natürlich wollde ma auch der Welt zeige, daß wir so tollen Zuwachs in unserer Truppe gekriegt hawe. Deshalb hama beschlosse, daß die Emma ein paar Tag uf unserer Marktplatzuhr wohne soll. Der Marktplatz is mitte in Neckara, da steht die Uhr druff, ewe auch Mitte in Neckara. Drumrum um die Uhr fließt der Verkehr, un die Uhr steht uff einer Insel. E Insel im Verkehr, wie gesagt, deshalb hat die Emma da en gute Platz, wo se alles sehe kann, was so passiert de Tag üwer.

Es war natürlich e Nacht- und Newwel-Aktion, die Emma uff die Uhr zu hieve, denn es sollt ja ä Überraschung sein für die Welt wie weiland der Maulkorb ufm Denkmal. Wobei unser Emma selbstredend kän Maulkorb hat (oder braucht!). Des sollt ma unbedingt festhalte - im Gegenteil. Maulkörb lassen wir uns eben grad gar nicht vorbinden, deshalb sin mer ja auch Hexe.

Awer, ich schweif ab. Also, die größt Leiter, die mir finden konnte, hawwe mer uf die Insel am Marktplatz geschleppt. Natürlich net nur die Leiter, sondern a die Emma. Un noch ein paar wichtige Utensilien, die wir dringend gebraucht hawe. Zum Beispiel Sektgläser. Zum Beispiel zwee Flasche Sekt. Es durft awwer net jede gleich trinke. Die zwe, die uff die Leiter mußte, um die Emma zu plaziere, sollte schon schwindel-, also alkoholfrei sein. Un später trinke. Mir andere hawwe der Emma leis e Lied gsunge, als sie hochgehobe wurde, durch die Lüfte schwebte und dann festgebunde wurde. Na ja, anscheinend doch net so ganz leis, denn wir wurden sofort aus einem fenster in der nachbarschaft fotografiert. Bilder für unser Chronik - hurra! Glei druff kam en Polizeiwage und hielt neben uns an . Die beide Jungs ware sehr verständnisvoll und hawwe unser Tun gutgeheiße. Ausgstiege sin se net aus dem Polizeiauto, un des Fenster hawwe se a nur so weit runtergekurbelt, daß ma sich verständige konnt. Also, wir sin doch aber so was von harmlos. Awwer, gut, siwwe Hexe und zwee junge Poliziste - des kann vielleicht doch zu Mißverständnisse führe. Mir hawwe die Ermahnungen der beiden respektiert, sin net die Leiter runtergfalle, hawwe unser leere Flasche wieder mitgenomme, dem Fenstergucker zugewunke, und uns uff den nächste morge gefreut. Unser Emma hat bis Fasnachtssonntag ausgehalte, viel Freude ausgelöst, zum Glück kän Verkehrsunfall, Zusammestoß oder irgendwie e anneres Unglück. Bis auf den Neid einiger Zeitgenoss-Inne, selbige wir awwer normalerweise und grundsätzlich ignoriere.

So weit, so gut. Emma lebt, und sie darf jedes Jahr in einem eigene Wage mit dem Fasnachtszug mit, wie sich des für e Fasnachtsprinzessin gehört. Mir hawwe sie nämlich nach der Uhr-zeit "Emma die erste von der Uhr" genannt, und damit geadelt. Des steht ihr zu. Sie hat Fasnachtsgeschichte geschrieben.