Hexen-Reisen

Drei Hexen in Irland

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Der erste Tag:

Anreise mit Bahn, Abflug in Frankfurt nach Dublin, Kleine Stadtrundfahrt, Transfer zum Hotel, Abendessen, Einführungsabend.

Wenn frau schon zu früh am Bahnhof ist - nur keine Eile. Aufregung gibt's noch genug!

Der IC um 11.07 Uhr fährt nach Düsseldorf - blöd, fast wär ich eingestiegen.... Wir ahnen, daß die Dame mit dem suchenden Blick über die Menge unsere Reiseleiterin, Frau Gerold sein muß; sie sucht ihre Schäfchen zusammen, und langsam trudeln diese auf dem Bahnhof ein. Vorsichtig wird jede beäugt - na ja, das scheint ja eine gute Truppe zu werden, zumindest die Mannheimer Hälfte. Die Schwarzwälder kommen erst in Frankfurt dazu. Es ist nicht viel Zeit, sich näher kennenzulernen, der Zug kommt schon. Dann in Frankfurt der absolute Horror!! "Laßt mich bloß nicht allein hier irgendwo stehen - ich würde Jahre brauchen, um je wieder herauszufinden (geschweige denn, IRGENDWOHIN!) Rolltreppen rauf und runter, riesig-lange Gänge, Chaos, Menschen aus tout le monde, Reklame, Financial Times gefällig ? BITTE NICHT JETZT! Zum Glück ist hier Helga zu uns gestoßen - ihr gehe ich nach, nicht nur, weil sie sich offensichtlich auskennt, sondern weil ich sie im Gewühl an ihren wunderbaren Haaren erkenne (nicht mehr böse sein über den "Karottenkopf" - ich nehm´s zurück!).

Eine Bahn bringt uns in den Flur D, über riesentiefe Schluchten, in der Tiefe Taxis, Busse, Menschen, Menschen, wohin man schaut. Marion und Helga stürzen zur Aussichtsterrasse und suchen (aber dort natürlich vergeblich) Hamburger - als ob frau ausgerechnet jetzt etwas essen könnte. Langsam wird das ganze unheimlich, mein Magen meldet sich (immerhin nicht zu vergessen: Dies ist mein first flight!). Wo hab ich jetzt nur meinen Rosenkranz ?

Es ist viertel nach zwölf - Isabella, der Countdown läuft!

Die Freiburger Gruppe wartet schon auf uns und wir sind komplett!

Die dritte Schleuse: einchecken, Pass vorzeigen, mein Gott, wir wollen doch nicht nach Australien auswandern. Wo zum Teufel ist mein Koffer? Jetzt noch der security-check. Langer nachdenklicher Blick des Sicherheitsbeamten (kam mir jedenfalls so vor) - zwei gutgekleidete Männer führen mich vorsichtig zur Seite, als ob ich jeden Augenblick explodieren könnte. Das war´s wohl, denke ich, na prost Mahlzeit. Wieso ausgerechnet ich? Wegen diesem blöden Messer, das hab ich einfach total vergessen und außerdem ist das immer in meinem Rucksack, man kann ja nie wissen. Das sage ich zu allem Unglück auch noch dazu und der Typ glaubt mir nicht, daß das zu meiner Wanderausrüstung gehört. Ich muß mein Ticket abgeben und ein Formular ausfüllen. Marion (noch) im Hintergrund lacht sich kringelig, bis zu dem Moment, wo ihr Rucksack das gleiche Schicksal erleidet. Mist, jetzt stehen auf meinem Formular z w e i Springmesser, als ob ICH eine Terroristin wäre!

Im Aufenthaltsraum hat man einen herrlichen Blick auf riesige Lufthansa-Jets, Pan Am´s, British Airlines; eine schneeweiße Iceland-Air schwebt vorbei, na - das muß doch zu schaffen sein, da einzusteigen (seufz). Plötzlich Aufregung! Ein kleiner grüner Grashüpfer mit Kleeblatt (und noch dazu nur dreiblättrig) kommt über das Rollfeld angewackelt (Boeing 737, wie ich später nachlese) - unser JET! Mir rutscht das Herz in die buchstäbliche Hose - in dieses kleine Ding soll ich einsteigen? Hoffentlich wird er wenigstens ordentlich betankt - war da nicht grade so ein Fast-Unfall mit einer spritlosen Maschine - eine von uns geht los zur Beobachtung, wie lange das dauert: nur zur Vorsicht! Und dann geht es los. Ich kann mich nicht mehr drücken. Marion flößt mir noch einen Schnaps ein und sorgt dafür, daß ich nicht in letzter Minute ausbüchse. Raumschiff Enterprise läßt grüßen, sprich, wir werden durch eine Metallschleuse fast bis zu unseren Plätzen gelotst. Es ist übrigens so eng, daß ich mit meinem Messer gar nichts hätte ausrichten können ...

Jetzt ist die Zeit zum Beten gekommen! Scotty, beam me away!

Das klapprige Teil rollt tatsächlich. Ich sitze am Fenster (A-Platz natürlich!) direkt unter der Tragfläche. Da draussen liegt eine Schraube auf derselben - hoffentlich ist die nicht so wichtig.

Als der Pilot Schub gibt, ist die ganze Beklemmung im wahrsten Sinne des Wortes "weggeblasen": das ist ja ganz phantastisch! Der Main wird immer kleiner, die Bankentürme und die ganze Stadt winzig - im Nu habe ich einen wunderbaren Blick. Plötzlich Nebel, kurzes Luftschnappen, unter uns sind Zuckerschaum-Berge - am Nordpol kann es nicht anders aussehen. Große Sahneteile schwimmen unter mir im strahlenden Sonnenschein - ein Traum! Warum hat mir niemand gesagt, wie schön das ist ..... Die nächste Stunde bin ich fasziniert - keine andere hat eine Chance, zum Fenster rauszusehen. Nur am Rande kriege ich mit, daß es tatsächlich etwas zu Essen gibt (Matschebrote mit irgendwas - egal!); der Kap-Weißwein schmeckt allerdings wunderbar. Dann reißt draussen die Sahne auf und die englische Küste kommt zum Vorschein. Wir überfliegen England, was aber nur zu ahnen ist. Der Kapitän bequemt sich erst über Manchester, uns etwas zu erzählen, und schon sind wir über der irischen See.

"Segne meinen Blick", aus dem Segensspruch des ersten Tages, es paßt jetzt. Mein Blick streift über Irland, die See und die Küste, Felder, die ersten Straßen kommen näher (die fahren hier ja tatsächlich auf der "falschen" Seite...), dann kommt der spannende Schluß dieser Luftfahrt, noch ein Schwenk über (natürlich gras-grünes!) Land, der Flieger setzt auf, die Landung ist etwas rauh geraten, und läßt uns tief durchatmen. Noch ein Ruck: Wir sind da!

DANKE!

Und eine Stunde zusätzliches Leben ist uns jetzt geschenkt, das heißt: Uhren zurückstellen.

In Irland scheint die Sonne! Dublin Airport begrüßt uns ganz unerwartet freundlich - was ist los mit dem irischen Regen? Dieser Flughafen ist ein Geschenk Gottes, denn er ist nur einen Bruchteil so groß wie Frankfurt und sehr angenehm. Sogar unser Gepäck ist angekommen, und - siehe da - da fahren unsere beiden Messer gemütlich in einem eigenen Umschlag über das Gepäckband. Nette Menschen, diese Iren. Unsere deutsch-irische Reiseleiterin wartet schon auf uns, begrüßt uns herzlich, und unser Bus steht draussen für uns bereit. Wir sind es auch!

Gott segne die Erde, auf der ich jetzt stehe.
Gott segne den Weg, auf dem ich jetzt gehe.
Gott segne das Ziel, für das ich jetzt lebe.
Du König der Könige, segne meinen Blick!

Vom Flughafen aus sind wir schnell am Stadtrand von Dublin und fahren durch die Innenstadt. Es ist herrliches Wetter - na ja, wenn Engel reisen! Die ersten Eindrücke sind zwiespältig, vieles ist so anders als gewohnt, aber auch nicht ganz unbekannt. Wer hat nicht schon auf Bildern die "uniformen" Häuschenreihen gesehen, fröhliche Straßenzüge, die phantastischen bunten Hauseingänge- und türen, die schönen Pub-Schilder (letztere interessieren unsere Dreiergruppe besonders - bis auf Marion, die ist kurzzeitig eingeschlafen, what a pitty!). Natürlich gibt es nicht ganz so saubere Ecken und Häuser, aber in welcher Stadt gibt es die nicht? Die Straßen sind teils heiter, bunt, mit fröhlichen Menschen, oder aber grau und eintönig. Es gibt erstaunlich viel junge Leute, Pillenverbot und die Universität machen sich wohl bemerkbar . Dann hört man durch den Bus so die ersten Eindrücke: "Habt ihr das gesehen, alle Straßenschilder sind zweisprachig; die Fenster im Obergeschoß kann man nicht öffnen - wie werden die denn geputzt; so viele Schornsteine; so viele gut erhaltene alte Häuser usw."

Wir fahren nach einer kleinen Stadtrundfahrt nach Bray ins Hotel Woodland. Das liegt ca. 20 km außerhalb von Dublin und ist ein schönes, neueres Hotel - fast etwas zu ruhig für unseren Geschmack. Marion, Helga und ich wollen jetzt nur noch eins: ein schönes, kaltes Guinness! Also ab mit den Koffern ins Zimmer, runter zur Bar ("Three Guinness, please"), auf der Bank vor dem Hotel lassen wir uns das Bier schmecken. So nach und nach trudeln andere Gruppenmitgliederinnen ein und wundern sich, wie wir das so schnell geschafft haben mit dem Bier - na, die werden uns noch kennenlernen. A propos Kennenlernen: Nach und nach stellt sich jede vor und wir stellen fest, daß es tatsächlich noch eine Hexe Gerlinde in der Gruppe gibt. Merkwürdig scheint es mir manchmal schon, wie schnell man die Menschen "einordnen" kann - auch hier ging es uns genauso.

Dann der Blick auf die Karte: Das Meer ist hier ganz in der Nähe - man kann es außerdem riechen. Nach dem Abendessen geht es los. Das Essen wird in einem kleinen Extraraum für uns serviert und es war schon lustig, sich durch die anderssprachige Speisekarte zu finden. Aber ein helfender Engel (unsere Reiseleiterin, Frau Kolata) hat vorab brav und richtig deutsche Namen dazugeschrieben; es sind tatsächlich nur wenig Frauen, die Englisch können. Davon abgesehen lernt man auch in hiesigen Schulen im Englischunterricht nicht unbedingt, was "Baked Salmon", oder, Hilfe, "warm Rhubarb Crumble" oder "Horseradish Sauce" denn ist. Sei´s drum, es hat geschmeckt, und wir machen uns - nach einer Einführung unserer Reiseleitung, was uns die nächsten Tage erwartet - auf den Weg und suchen jetzt endlich die irische See!

Ein kleines Trüppchen hat sich gefunden, das sich gemeinsam durch ein hübsches Villenviertel zur Strandpromenade durchschlägt. Wir gehen einfach "bergab" und dem Geruch des Wassers nach - gibt es hier eigentlich Ebbe und Flut? Ganz langsam wird es dunkel (gegen 23.00 Uhr!!), hier sind wir doch nördlicher als zuhause und es ist länger hell als bei uns! An der Strandpromenade der Dublin-Bay gehen die Lichter an. Dann beim Rundumblick ein Traum: Der Vollmond steigt dottergelb im Meer auf, es ist windstill, mild, das Meer rauscht, wer will denn jetzt schlafen gehen?

Das war Mittwoch, der erste Tag. Nach kurzer Katzendusche (zum Glück läßt mich Marion ins Zimmer, sie hat schon gepennt.........) geht es in die Falle. Was für ein Tag!