Hexen-Reisen

Drei Hexen in Irland

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Der zweite Tag:

Fahrt nach Clonmacnoise, Besichtigung der Anlage, Weiterfahrt nach Knock, Begegnung mit einer Geistlichen der anglikanischen Kirche

Das Glück muß entlang dem Wege gefunden werden,
nicht am Ende der Straße;
denn dann ist die Reise vorbei und es ist zu spät.
Die Zeit für das Glück ist heute!

Irish Breakfast, na ja! Wir stimmen uns ein auf den Tag. Es geht über Dublin zurück und wir fahren Richtung Kilcock, Tullamore, zum berühmten Kloster Clonmacnoise. Unser Fahrer strahlt, als ich ihm ein fröhliches Good Morning zurufe; na also - geht doch!

Auf der Fahrt quer durch das Land fällt uns auf, daß die Menschen alle sehr freundlich wirken. Die Gegend wird ganz ländlich, fast wie in der Pfalz (aber ohne Ortschaften und Weinberge). Nur ab und zu liegt ein einsames Haus inmitten von Feldern, die meisten Häuser sind gepflegt und erstaunlich groß. Die Straße dagegen ist holprig und magenbelastend, was zumindest einer unserer Mitfahrerinnen schlecht bekommt.

Clonmacnoise und auch der Shannon sind wirklich beeindruckend. Wir versuchen, der dort engagierten Führerin, einer jungen Studentin, zuzuhören und - sehr schwierig - sie zu verstehen (obwohl sie angeblich deutsch spricht - so muß sich das wohl anhören, wenn ich einem Amerikaner am Telefon erkläre, wo mein Chef gerade ist ...), und reden über keltische Kultur und Traditionen, in der Frauen einen hohen Stellenwert hatten mit Macht und großen Befugnissen (z.B. Ehemann auswählen, Geld usw.) Die meisten keltischen Familien waren aber Sklaven und rechtlos. (s. Anm., Clonmacnoise.: 7 Kirchen, erste gegründet ca. 5. Jahrh., danach Aufschwung + große Siedlung, Macht und Einfluß, Gründer ist Lehrer berühmter Männer: Karl d.Gr., Zentrum europäischer Forschung und Lehre, teilw. 6-8.000 Studenten, Zerstörung mehrmals durch die Wikinger, eigene Leute + engl. Kolonialisierung, endgültige Zerstörung 1550, aber bis heute Wallfahrtsort im Herzen Irlands).

Wir besuchen noch eine nahegelegene Ruine, die einmal das Frauenkloster gewesen ist - unsere Führerin erzählt über das Leben keltische Frauen. Hier ist eine ruhige, herrliche Atmosphäre; wir singen ein Lied und sprechen einen sehr schönen Segensspruch!

Wir verbringen hier zwei herrliche Stunden und geniessen das Wetter. Überall wird Gras gemäht, die ganze Insel duftet nach frischem Heu. Hier am Shannon ist die Schnittstelle zwischen Nord-Süd (gut auf der Karte zu erkennen). Wir fahren weiter Richtung Boyle (Nordwesten) über Ballyhannis nach Knock, unserem Aufenthaltsort für die nächsten vier Tage.

Das Wallfahrtszentrum Knock sieht im Vorbeifahren auf den ersten Blick aus wie ein Atomkraftwerk, von der anderen Seite gesehen wie die Mannheimer Moschee. Wir lassen das Gebäude und die Wallfahrtsanlage zunächst rechts liegen und steuern auf unser Hotel zu, das ganz in der Nähe ist (wie schön, so können wir jeden Abend noch zur Wallfahrtskirche gehen...).
Nach dem Einchecken im Hotel fahren wir am späten Nachmittag noch nach Bullycurry, einem kleinen Ort ca. 20 km entfernt, und haben uns dort (Frau Kolata sei Dank) mit einer Frau verabredet, die vor kurzem zur Priesterin der anglikanischen Kirche geweiht wurde.

Der Bischof höchstselbst hat sie dazu aufgefordert - unglaublich für uns, wenn man bedenkt, daß Frauenordination bei uns (Katholiken) per päpstlichem Dekret verboten wurde! Sie zeigt uns "ihre" Kirche und erzählt aus ihrem Leben (sie ist Lehrerin in dem Ort für alle (!) Kinder) und auch, wie sie zur Ehre der Weihe gekommen ist. Es gibt tatsächlich einige zur Priesterin geweihte Frauen in der anglikanischen Kirche, ein Anfang immerhin.

Am Abend können Helga und ich es nicht unterlassen, die Wallfahrtskirche zu besuchen und Holy Water zu trinken, das auf dem Gelände tatsächlich aus mehreren Brunnen fließt (später erfahren wir, daß es in der Kuppel der Basilika ein Regenwasser-Reservoir gibt, das einmal im Jahr vom Bischof geweiht wird) - immerhin kostenlos. Seit einer Erscheinung im Jahr 1879, bei der in einer regnerischen Augustnacht mehrere Dorfbewohner am Giebel der Kirche Maria mit einer Rose auf der Stirn, den Hl. Josef und den Hl. Johannes sahen, die vor einem Altar standen, umringt von Engeln und einem Lamm (!), kommen schon Pilger nach Knock, heute schon mehr als eine Million pro Jahr; sie haben Knock weit über die Grenzen Irlands als bedeutenden Wallfahrtsort bekannt gemacht.

Wir bestaunen die Andenkenläden mit so schauerartigen Dingen wie "Plastikmadonnen" mit Schraubverschluß, um das heilige Wasser gebührend abfüllen zu können. Wir bringen Marion eine Madonna mit Wasser mit, aber die schläft schon wieder den Schlaf der Gerechten .....

Nun ist es schon wieder spät geworden, aber Wallfahrt bei Nacht hat schon etwas. Wenigstens brauchen wir die Koffer für den Rest der Reise nicht mehr auspacken.

Das Abendessen war sehr üppig; es gibt viel Personal im Hotel, lauter junge Leute. Alle sind sehr freundlich (und amüsieren sich heimlich über unsere Sprachkenntnisse), das Hotel ist sauber und ordentlich, auch wenn man sich in den oberen Fluren verlaufen kann. Die Zimmer sind groß und mit Bad, und die Betten sind, zumal nach solch einem Tag, herrlich bequem.

Vorhang, zweiter Tag.