Hexen-Reisen

Drei Hexen in Irland

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Der dritte Tag:

Gesprächsrunde mit Karmelitinnen, Führung durch das Wallfahrtszentrum, Gesprächsrunde am Nachmittag mit berufstätigen jungen Frauen

Gott segne alle Wege, die hinter dir liegen.
Er schenke dir Mut, über Schwellen zu gehen, neue Räume zu betreten.
Er öffne dich für neue Erfahrungen, Begegnungen, neue Einsichten.
Er lasse dich vor dicken, hohen Mauern nicht zurückschrecken.
Er gebe dir Zuversicht, deinen Weg zu finden, und Kraft,
Schritte zu gehen, die dich weiterführen.
Seine Nähe sollst du spüren, wohin du auch gehst.

Das Frühstück ist prima: "Irish Art", mit heißem Schinkenspeck, Eiern, Wurst, Käse und Obst, richtig zum schlemmen, und dann kann der Tag beginnen.

In Knock gibt es neben der Wallfahrtskirche einen Carmel, der auf unserem Programm steht. Wir wollen ja bei dieser Fahrt Frauengruppen treffen, und wir werden im Kloster dort zu einem Gespräch freundlich aufgenommen (obwohl die Schwestern in der Schweigezeit sind). Vier Schwestern sprechen mit uns und es ist eine interessante Stunde. Das Gitter in der Zimmermitte ist anfangs etwas irritierend, aber die Schwestern berichten so bewegend über ihr Leben, daß das bald nicht mehr ins Gewicht fällt. Das Leben im Carmel ist einfach und zurückgezogen, mit Gebet, Meditation und Arbeit. Die Schwestern leben von Spenden, aber auch vom Verkauf von Hostien, die sie selbst herstellen. Alle vier sind aufgeschlossen, offen und fröhlich; sie sprechen über sich selbst nicht gern, geben aber bereitwillig Auskunft über den Orden, über Glauben, warum sie hier in Knock sind und wie sie leben.

In der kleinen Kapelle des Ordens (mit einem erstaunlich schönen modernen Kreuz) singen wir ein Marienlied und verabschieden uns dann von diesem beschaulichen Ort in Richtung Wallfahrtsgelände.

Die ganze Wallfahrts-Anlage ist sehr gepflegt und wir nähern uns dem Mittelpunkt (der Welt?), dem Sanctuarium. Der Pfarrer, der den ursprünglich eher kleinen und unbedeutenden Wallfahrtsort ausgebaut hat, war ein echter Seelsorger, der sich um seine Gemeinde wirklich "sorgte". Durch den Ausbau und Neubau von Pilgerhäusern (und später der Basilika) hat die ganze Gegend einen großen Aufschwung genommen. Beim Papstbesuch 1979 waren 400.000 Pilger in Knock, übrigens der größte Wallfahrtsort im angelsächsischen Raum, der auch regelmäßig von den aus Irland nach USA ausgewanderten Katholiken besucht wird.

Ein kleiner Museums-Shop verleitet uns dazu, die ersten "Mitbringsel" zu kaufen. Später am Nachmittag werden wir die Leiterin des Museums bei dem geplanten Gespräch näher kennenlernen.

Die Wettergöttin ist uns immer noch hold - kein irischer Regen in Sicht. Lob der Reiseleitung!

Endlich kommen wir in der Mittagszeit dazu, ein irisches Lokal aufzusuchen. Auch hier ist das Personal sehr freundlich, der Wein kommt aus Frankreich, und das Essen ist sehr gut.
Am Nachmittag treffen wir drei Frauen aus verschiedenen Berufen, die aus ihrem Leben berichten. Eine Frau ist Leiterin des Wallfahrtsmuseums von Knock, die zweite ist in unserem Hotel im Management, die dritte im Flughafen von Knock beschäftigt. In Irland herrscht Vollbeschäftigung und jüngere Frauen arbeiten fast alle. Es gibt für alle eine Grundrente, die Rente für Ehepaare bekommt der Mann überwiesen (!), es gibt aber eine hohe Rate von Privatvorsorge, die gesetzliche Rente ist nicht das Haupteinkommen (wieso interessiert mich das eigentlich!). Die Frauen erzählen aus ihrem Alltag und wir diskutieren ganz fröhlich, soweit sprachlich möglich - aber Frau Kolata übersetzt das ganz prima (für mich eine hervorragende Übung, meine Englisch-Kenntnisse zu überprüfen). Wir singen zum Abschluß der Runde ein deutsches Volkslied ("Im Frühtau zu Berge" ...); die Frauen revanchieren sich mit einem irischen, das so irgendwie von einem lockeren Mädchen handelt, oder???

Vor dem Abendessen ist noch etwas Zeit, und Petrus schickt nur kleine Wölkchen, also werfen wir den Busfahrer (ein netter, junger, rothaariger Ire, und das mit uns 22 Frauen!!!) aus dem Bett und düsen kurz die paar Kilometer zum "Knock International Airport". Eigentlich dachte ich, ich kenne die meisten Airports dieser Welt zumindest dem Namen nach - aber weit gefehlt ! Father Horan hat für seinen Wallfahrtsort gekämpft und den Premierminister regelrecht überlistet. Er hat ihn, nachdem er sein Projekt lange überlegt und geplant, Expertisen und Bodenproben eingeholt hatte, zum Essen eingeladen und gefragt, ob nicht die Regierung die Einrichtung eines Airports unterstützen würde. Der arme Mensch dachte an eine der üblichen Huckelpisten, wie es in Irland viele gibt (das Schienennetz ist minimal ausgebaut, die Straßen sind meist schlecht), nicht aber an einen Airport, auf dem Jumbos landen können. Der Pfarrer dachte anders und als die von ihm herbeizitierten Journalisten von Radio und Fernsehen nach dem Essen vor der Tür standen und der Pfarrer die Beteiligung der Regierung verkündete, da konnte der Premierminister nicht mehr anders, als zähneknirschend ("Das war das teuerste Essen meines Lebens") zu seinem Wort zu stehen. Jedenfalls ist das Flughafengelände überschaubarer als in Frankfurt, der Kapitän steht im Pub, bevor er losfliegt, und wir dürfen die "Rollbahn" betreten, die in der Tat ausreichend für Jets ist. In der Umgebungsmauer wurde aus Anlaß des "Jahr 2000"-Geburtstags ein Denkmal errichtet, (noch) schneeweiß und sehr kitschig!

Vom Flughafen Knock hat man übrigens eine herrliche Fernsicht, wenn es das Wetter, so wie heute, zulässt, und man kann sogar bis zum Heiligen Berg Irlands sehen. Er sieht aus wie eine Pyramide (wollten wir da nicht auch mal hin ...)

Im Hotel an der Bar gab es bei der Rückkehr Tullamore Dew. Wir stellen mit Erstaunen fest, daß es Frauen in unserer Gruppe gibt, die die Hotelbar nicht kennen (und auch nicht gesucht haben - wir jedenfalls haben unseren Ruf schon weg. Das stört uns aber überhaupt nicht!).

Reiner Zufall, so dachten wir, ist es, daß an diesem Abend im Hotel ein Folkloreprogramm stattfindet (später erfahren wir, dass dies jede Woche der Fall ist). Das dürfen wir uns doch nicht entgehen lassen. Zünftige, irische Musik, der typische Tanz (alle in einer Reihe mit klack klack) - Helga, der nächste Film -. Kinder allen Alters in ihren sehr schönen jeweiligen Clan-Trachten tanzen - Riverdance wäre blaß vor Neid geworden. Wir verbringen einen richtig lustigen Abend, zu dem nicht nur der Wein, sondern auch die Musikgruppe beiträgt. Unsere Frauen lassen sich nur spärlich blicken, vielleicht, weil es 3 Pfund Eintritt kostet? Schade, denn es war wirklich toll. (Marion hält bis 23.00 Uhr durch und ist trotzdem morgens in aller Herrgottsfrühe glockenhell wach und topfit, schrecklich!)

Und es ward Abend der dritte Tag!