Abenteuer Kilimanjaro - ToB on the Top

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4. - 7. Juli 2010 - Sansibar

Transfer zum Flughafen und Flug nach Sansibar
Transfer zur Bahari View Lodge, direkt am schönen Sandstrand der Ostküste. Am Vormittag des 7.7. Transfer zum Flughafen, Heimflug über Nairobi und Amsterdam nach Frankfurt. Ankunft in Deutschland am 8.7.2010.

Krähende Hähne sind doch ein etwas anderer Weckruf als Edwards fröhliches morning mamas. Aber wir habens nicht eilig, wir werden in Ruhe frühstücken, packen und dann zum Flughafen gebracht. Das hatten wir gestern noch geklärt.

Der Abschied von der Meru View Lodge fällt uns leicht, da Sansibar auf uns wartet. Heute Mittag werden wir im Meer schwimmen – hoffentlich. Die Fahrt zum Flughafen auf der inzwischen "altbekannten" Strecke verläuft wie immer chaotisch, aber wir kommen an. Dort treffen wir in der Eingangshalle unsere Freunde aus Südafrika, die mit uns auf dem Berg waren. Ein großes Hallo, die Jungs machen ein Foto von uns und erklären uns wortreich, wie begeistert sie von uns waren und dass wir es geschafft hätten. Wenn wir jetzt noch unseren Flieger finden, dann ist ja alles paletti.

Tja, wir sind in Afrika: Hakuna Matata. Der Flieger fliegt ca. eine Stunde später. Das muss frau nun so hinnehmen, hoffentlich wartet in Sansibar unser Fahrer. Wir nutzen die Zeit, etwas ins Facebook zugucken, in die mails, und ich kaufe Clara eine kleine afrikanische Trommel.

Es wird ein kurzer, schöner Flug über die afrikanische Steppe, schnell sind wir an der Küste und über dem Meer und Sansibar kommt uns näher. Grün und blau schillert das Wasser, in dem große Korallenriffe zu sehen sind. Gerade waren wir noch auf dem staubtrockenen Berg – und hier ist der weite Ozean zum Greifen nah.

In der Halle des kleinen Flughafens stoßen wir das erste (aber leider nicht das letzte) Mal auf grimmig aussehende PolizistInnen. Wir müssen ein völlig sinnentleertes Formular ausfüllen, dann dürfen wir durch die Sperre, wo sich sogleich einige Typen auf uns bzw. das Gepäck stürzen. So schnell können wir gar nicht reagieren. Draußen wartet zum Glück der Fahrer der Lodge auf uns, und wir erkämpfen uns unseren Koffer zurück. Trinkgeld gibt's keins, tja, Jungs. Da habt ihr was gelernt.

Die Fahrt führt uns ca. 1 Stunde quer durch die Insel, unterbrochen von drei Polizeisperren und Kontrollen. Hier wimmelt es von Uniformierten, sehr bedrückend. Die letzte Polizeikontrolle hatten wir auf der Rückfahrt von unserer Tour zur Lodge, und die lief so ganz anders ab, lustiger. Denn unser Guide erklärte lautstark, wir seien die strong mamas, die den Mt Kilimanjaro bezwungen hätten. Es klang wie eine Fanfare, und der Polizist wusste offenbar Bescheid – ich glaube, das stand doch in der örtlichen Zeitung. Jedenfalls verabschiedete er sich freundlich und strahlend von uns – wir durften weiter fahren.

Anders hier in Sansibar. Auch die Häuser entlang der Straße und die Buden und Läden sehen gottserbärmlich und elend aus. Abfallberge türmen sich. Die Männer stehen herum und palavern, die Frauen sind tief verschleiert, sogar kleine Mädchen. Hier ist streng muslimisches Gebiet, und die Menschen sind wohl sehr gläubig ...

Die Straße führt schließlich schnurgerade auf die Küste zu, und endlich kommen wir zum Eingang der Bahari View Lodge. Zwei kriegerisch aussehende und traditionell gekleidete Massai begrüßen uns und führen uns zum Büro, wo wir uns wieder einmal eintragen dürfen. Wir bekommen einen wunderbaren Drink und den Schlüssel für unser Häuschen, wo wir die nächsten (leider nur) drei Tage genießen werden.
Hier ist anzumerken, dass ich seit Monaten auf meinem Uni-Rechner ein Hintergrundbild gespeichert habe, das den Strand und zwei Liegestühle der Lodge zeigt. Das Bild war aus dem Internet und ich habe es jeden Tag erwartungsfroh angeguckt, allerdings mit wenig Hoffnung, dass es tatsächlich in Wirklichkeit genau so dort aussehen würde. Mein Blick zum Strand: ES IST WIRKLICHKEIT! Die beiden Liegestühle stehen exakt an der Stelle wie auf dem Bild aus dem Netz. Und es ist traumhaft schön. Der Strand, das Wasser, Wind und Wolken, mitten im Strand überdachte Sessel: die Bar. Wir müssen unbedingt noch einen phantastisch guten Cocktail trinken. Koffer auspacken, die Füße ins Wasser, den Swimming-Pool erkunden, Muscheln sammeln – ach, das Leben kann so unbeschwert sein.

Auch das Restaurant besteht aus Tischen und Stühlen, die mehr oder weniger am Strand im Freien stehen. Wir essen wunderbaren Fisch mit wunderbarem Blick über das unendliche Meer. Da mein Vokabular leider nicht ausreicht, das zu beschreiben, verweise ich hier auf die vielen Bilder, die Helga unablässig macht und die uns noch lange an diese Tage erinnern werden.

In der Abendsonne ein lustiges Bild: eine Herde Kühe zieht friedlich den Strand entlang, eine einzelne voraus. Das wiederholt sich am Morgen in die andere Richtung, am Abend zieht die Herde wieder zurück. Menschen schlendern den Strand entlang, Ebbe und Flut ziehen bunt gekleidete Frauen und Kinder an, die im Schlick nach Krabben und Tang suchen.

Wir sitzen am Strand, bis es Nacht wird. Unsere Lodge hat zwei große Betten, überall verstreut sind kleine Blümchen, sogar im Klo schwimmt eine rote Blüte. Die Betten sind bequem, wir sind müde, und ich hoffe, es gibt keine Gigger, die uns wecken werden.

Helga will sich am Morgen leise aus dem Haus schleichen, was mir aber nicht entgeht. Sie will Bilder von der aufgehenden Sonne am Strand machen, was dazu führt, dass ich in Sekunden hellwach bin und mit meinem kleinen Foto hinterher renne. Es sind wirklich wunderschöne Bilder geworden, ihre und meine sogar auch. (Während ich dieses Tagebuch schreibe kann ich den Geruch des Wassers wahrnehmen, den Wind spüren, und meine unglaubliche Freude.)

Es gibt Frühstück mit Ei, Toast, einem besonderen "einheimischen" Brot, Marmelade, und natürlich wunderbaren frischen Früchten und Saft. Das werden wir zuhause nie mehr so haben. Auch der Kaffee schmeckt super gut. Die Menschen, die uns verwöhnen (wir sind die einzigen Gäste) sind alle sehr nett und freundlich. Der Barkeeper wartet den ganzen Tag geduldig auf uns, das Restaurant erwartet unsere Essenswünsche (catch of the day), eine junge Putzfee wienert hingebungsvoll unser Zimmer und hinterlässt frisch gebügelte Bettwäsche und Blümchen. So gehen die Tage schnell dahin. Wir liegen in der Hängematte, wie liegen am Pool, wir liegen auf der Strandliege, und wenn wir nicht liegen, sitzen wir beim Essen oder sammeln Muscheln. Berge von Muscheln, die uns später noch Ärger machen werden.

Wir machen Spaziergänge am Strand entlang, und - ja, wir machen einen Versuch, zu schnorcheln, der ein jähes Ende findet, weil ich dazu offenbar zu doof bin. Oder zu ängstlich. Oder das Meer zu rau. Von allem wahrscheinlich ein bisschen. Das werde ich nie vergessen, wie mich die Panik erfasst, als ich ins Wasser hüpfe und das Boot nach einer Seite abdreht und Helga nach der anderen davonpaddelt.
Ich allein im weiten Ozean. Hilfe! Noch tagelang hab ich Salz im Mund....

Aber die Fahrt in dem urzeitlichen Katamaran war schon ein besonderes Erlebnis.

Der junge Strandhändler, der uns schon am ersten Tag Muscheln verkaufen wollte, kommt am letzten Abend wieder vorbei, und diesmal kaufen wir beide lange bunte Schals. Muscheln haben wir inzwischen ganze Tüten voll, und die müssen nun irgendwie in den Koffer. Wir versuchen, sinnvoll zu packen. Alle Muscheln kommen in meinen Koffer. Obwohl wir sie gewaschen haben stinken sie noch ein bisschen vor sich hin, und ich packe alle in die schmutzige Wäsche (Anm: sie stinken noch wochenlang!)

Auch am letzten Abend gibt es fangfrischen Fisch und dazu ein Glas Wein. Zugegeben, an diesem Abend ist es mehr als ein Glas, und wir sitzen noch lange im Dunkeln am Strand – die Wellen singen uns ein Abschiedsständchen.

Unsere buntgewandeten Massai, die in urzeitlich gebauten Pipi-Langstrumpf-Häuschen am Strand wohnen, tragen unsere Koffer zum Auto, das uns zurück zum Flughafen bringt, nicht ohne die unvermeidlichen Kontrollen dazwischen. Und ein paar Colobus-Äffchen über uns in den Bäumen. Und die unvermeidlichen Porter am Flughafen – diesmal sind wir gewappnet.

Ich kann nicht glauben, dass Koffer, die in dieser Baracke hinter einem Vorhang verschwinden, in Frankfurt unbeschadet wieder auftauchen. Tatsächlich verschwindet Helgas Koffer auf dem Band, meiner kommt wieder zurück und wird mehrfach akribisch durchleuchtet. Eine grimmig dreinschauende junge Frau beginnt mich unfreundlich nach dem Inhalt des Koffers zu befragen. Sie will, dass ich ihn aufschließe, und in der Aufregung finde ich den Schlüssel nicht. Das ist im Rückblick gesehen ein Glücksfall, denn es ist unklar, ob sie das wirklich will. Sie faucht uns an, wir hätten "shelters from the beach" im Koffer, und das sei streng
verboten. Helga bleibt gelassen, mir fährt der Schreck in den Magen. Ein zweiter Beamter mischt sich ein und beobachtet mich so etwas mit schwer verhohlenem Grinsen. Helga versteht schnell, um was es geht und zückt ihren Geldbeutel. Wir einigen uns auf eine "Strafe" von zehn Dollar, dann bleibt auch mein Koffer auf dem Band und verschwindet. Mit allen unseren liebevoll gesammelten Muscheln, mit viel Sand von Sansibar, und der schmutzigen Wäsche.

Solche Aktionen kosten mich Jahre meines Lebens. Wir haben Zeit, uns zu erholen, die ich auch dringend brauche. Und hier kaufen wir noch ein paar kleine Souvenirs, Gewürze (hallo, wir sind in Sansibar!), Honig (der mir in Amsterdam wieder weggenommen wird), und Kaffee. Ein kleiner Floh nimmt uns auf und bringt uns über das Meer zurück zum Festland. Beim Flug über Tansania haben wir einen unglaublich tollen Blick auf die beiden Berge, die wir erfolgreich bestiegen haben – beide ragen über den Wolken auf und Helga macht hier die letzten Bilder vom Kilimanjaro.

Wir müssen - Frau Hofmann allein weiß warum - über Nairobi fliegen, wo wir drei Stunden Aufenthalt haben. Da wir das Flughafengelände nicht verlassen wollen (Nairobi ist angeblich die gefährlichste Stadt der Welt) schlendern wir herum, trinken Kaffee, essen eine Kleinigkeit und hängen einfach so herum, bis es Zeit ist, einzuchecken. Auf den Fernsehbildschirmen laufen Fußballspiele der letzten Tage – nicht gerade das Spannendste was es gibt.

Wir fliegen durch die Nacht und sind zur Frühstückszeit in Amsterdam, wo wir uns durch Schiphol kämpfen, um den Anschlussflug nach Frankfurt zu bekommen. Müde, aber glücklich und zufrieden landen wir am späten Vormittag auf heimatlicher Erde.

Es ist 10.07 Uhr am 8. Juli. Der Flieger rollt langsam in Frankfurt aus.
Der Kreis hat sich geschlossen.