Abenteuer Kilimanjaro - ToB on the Top

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3. Juli 2010 - 14. Tag - 7. Etappe

Mweka Camp 2835 m – Mweka Gate 1700 m
Abstieg zum Arusha Nationalpark Eingang, Mweka Gate.
Höhenmeter ca.1135m, Gehzeit ca. 4 - 5 Stunden.

Der Morgen ist feucht, das Zelt tropft, ich habe seit drei Tagen dieselbe Hose an, ach – es wird Zeit für ein Bad. Und frische Wäsche! Und ein Bett! Und ein Glas Wein!

Und überhaupt ...

Wir frühstücken und packen. Jetzt ist der Moment gekommen, unsere Sachen auseinander zu klamüsern, denn wir wollen vieles nicht mehr mitnehmen. Der Koffer nach Sansibar muss leichter sein als auf dem Flug nach Arusha, und wir wollen auch viele Dinge unseren Trägern überlassen, die das wohl erwarten und sich sicher auch darauf freuen. So sind wir sehr großzügig, lassen Pullover, Schal, Gamaschen, Trinkflaschen und Schlafmatten zurück im Zelt, dazu die Reste Teebeutel und Kleinkram. Remid lässt eine Plane auslegen und alle Sachen werden darauf ausgelegt. Alle unsere Träger stehen herum und schauen gespannt zu, wie Remid die Sachen in kleine Häufchen verteilt – nicht ganz nachvollziehbar für uns, wie die Gewichtung ist, aber er denkt sich offenbar etwas dabei. Jedenfalls ist eine gewisse Hierarchie erkennbar. Nach einigem Zögern beginnt er, die Häufchen den einzelnen Leuten zuzuweisen, die sich auf die Sachen stürzen und an sich nehmen. Der Koch bekommt die beiden neuen Thermosflaschen und strahlt – sie sind uns einfach zu schwer zum wieder mit zurückschleppen. Joseph bekommt meine Wanderjacke, zwei Glückspilze jeweils eine der aufblasbaren Matten, Remid nimmt sich "nur" meine neuen dicken Handschuhe, später sollten wir erfahren, warum er so zurückhaltend war (Helga hat ihre gute Schöffel-Jacke versprochen, will sie aber bis zum Ende des Weges noch anbehalten – und auf die hatte es der Gute abgesehen, wer wills ihm verdenken? Meine Stiefel landen am Ende des Weges noch unter seinem Autositz, er wurde also gut bedacht. )

Die ganze Prozedur ist mir ziemlich peinlich, aber die Leute sind alle fröhlich und gut gelaunt und nehmen es, wie es kommt. Hakuna Matata! Jeder bekommt noch einen Euro Trinkgeld, als Dank bekommen wir zwei Lieder gesungen und mit einem Tänzchen garniert. Die Zelte werden abgebrochen, wir machen uns auf den Weg, das letzte Stück heimwärts.

Der Regenwald ist so schön und geheimnisvoll wie wir es auf dem Hinweg erlebt haben. Am Rande des Weges sind immer wieder Arbeiter, die den Weg instand setzen, wahrscheinlich eine Sisyphusarbeit, da der Regen immer wieder Erde wegspült und die Befestigungen zerstört. Nach ca. 3 Stunden kommen wir an das Ende des Waldweges, und eine Art Straße beginnt – es ist eher eine Schlammpiste, und wir versinken für lange Zeit tief in der Matsche. Ungefähr eine knappe Stunde kämpfen wir uns durch den Dreck, bis wir - endlich - das Mweka-Gatter erreichen – hurra! Ende der Reise!

Wieder einmal werden wir registriert, und, ja! Wir wollen ankreuzen, ob wir den Gipfel geschafft haben oder nicht. Wir haben!

Die obligatorischen Straßenhändler stürzen sich auf uns und ich kaufe ein T-Shirt, damit alle Welt auf meinem Rücken und Busen erkennen kann, welche Leistung ich vollbracht habe. Der Jeep wartet auf uns – müde und hungrig krabbeln wir in die Sitze. Siehe da, wir bekommen Lunch – Ei und Brot und Hühnchen. Oder war es Fisch? Oder – ach, egal. Die Bananenbäume und Kaffeeplantagen und Häuser und Menschen am Straßenrand sind dieselben wie auf dem Hinweg. Oder doch nicht? Nein, wir haben uns verändert, wir waren ganz oben auf dem Dach Afrikas. Der Kili grüßt uns zum Abschied – ich kann es kaum glauben, als ich von ganz unten nach ihm schaue, dass wir diesen Berg bezwungen haben.

Transfer in die Meru View Lodge. Übernachtung.

Hier lernen wir endlich Frau Bachmann kennen, die wir die ganze Zeit unseres Aufenthaltes verkannt haben (sprich verwechselt. Aber hier redet ja auch keine viel). Sie begrüßt uns und wir bekommen von Remid die Urkunden der Parkverwaltung, die beweisen, dass wir den Gipfel des Uhuru Peak mit 5.895 m erfolgreich bestiegen haben. Drei Unterschriften bekräftigen das. Wir verabschieden uns von unseren Weggefährten, die sicher auch froh sind, nach Hause zu kommen. Auf Remid warten drei Kinder, wie er uns verraten hat.

In der Rezeption müssen wir uns als erstes beschweren. Vor der Tour sollten wir eine Zwischenrechnung bezahlen, und weder Helga noch ich haben in der Aufregung gemerkt, dass die vorne und hinten nicht stimmt. Das wird jetzt geklärt, frau entschuldigt sich und alles ist wieder gut.

Bevor wir dann in den Pool hüpfen haben wir versprochen, zu duschen, was wir lange und ausgiebig tun. Warmes Wasser, Duschgel, Creme, ach göttin – einfach wunderbar!

Der Biergarten liegt in der Nachmittagssonne, und als erste Amtshandlung (nein, zuerst ein Kili-Bier), aber gleich dann wird die Rundmail geschrieben: An alle, die an uns geglaubt haben: wir haben es geschafft!

Ach, ist das schön in der Sonne, die Füße hochgelegt, das kühle Bier, Ruhe, Frieden, Helga tippt in ihr kleines Wunderkästchen und liest emails. Ein kleiner grüner Gecko besucht uns, irgendwo in der Umgebung singen Kinder.

Wir geniessen das Abendessen, Hühnchen mit Reis und Gemüse, leckeren Nachtisch, leckeren Wein – nach den langen Tagen mit Wasser und Tee!

Und dann ein Bett, ein richtiges weiches Bett. Alles ist perfekt.