Bericht über die Reise zweier Hexen nach San Francisco

zu Halloween 2002
Helga Gebauer und Isabella Nohe

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9. Tag: Mittwoch, 6. November 2002

Am Morgen große Aufregung: Ich hatte doch gleich am ersten Tag im Hafen einen wunderbaren blauen Pullover mit SF-Aufschrift für meinen lieben daheimgebliebenen Ehemann gekauft, und nun ist er weg. Also rasen wir durch China Town, und da ich mich nicht entscheiden kann, kaufe ich zwei neue, dazu eine Kaffeetasse und etlichen Krimskrams. Beim Packen kommt dann das vermisste Teil wieder zu Tage, und nun habe ich drei der wunderbaren Pullis, was sich aber im Nachhinein als praktisch herausstellt. Komisch, mein Koffer war doch beim Herflug nicht so voll gewesen! Irgendwie schaffe ich es, den Halloweenkram, die Pullis, Schokolade, Socken und anderes in die Taschen zu quetschen – die Schuhe kommen wie geplant in den Müll. Zum xten Mal der Griff nach den Rückflugtickets, die wir doch sehr gehütet haben die ganzen Tage. Ein letzter Blick über das Zimmer und auf die Uhr. Das Hotel hat ein Taxi bestellt (für 12 Dollar, also hat uns der Fahrer beim Herfahren doch besch ....). Das Ansinnen der Rezeptionistin, wir mögen unser Zimmer bezahlen, weisen wir empört zurück: Wir haben schon vor Monaten bezahlt!

Viel zu früh sind wir am Flughafen und checken ein – alle sind sehr freundlich. Unsere Plätze im Flieger sind erstaunlicherweise die gleichen wie beim Herflug, und nun genießen wir einen unvergleichlichen Blick: Der Pilot fliegt in einem großen Bogen über die Stadt, die Brücke und den Pazifik! Über den Bergen liegt schon die Abenddämmerung; da wir nach Osten fliegen, also der Zeit entgegen, wird es schnell dunkel. Schade, denn in der Nacht sollen die Fenster verdunkelt sein. Natürlich kann ich es nicht lassen und spicke immer mal wieder hinaus, was mir besonders über dem Eismeer einen phantastischen Blick auf den Sternenhimmel beschert.

Die Zeit im dunklen Flieger wird trotzdem lang, ich lese einen schwergewichtigen Mankell fast zu Ende, eine Mutter trägt ihr Kleinkind fast die ganze Nacht herum, alle sind froh, als es morgen wird – nicht nur wegen des Frühstücks. Aber Kaffee ist jetzt sehr gefragt und ich kann ahnen, wie sich das Problem der Zeitverschiebung bei mir auswirken wird (.. endlich darf ich auch einmal einen Jetlag haben!)

In Paris haben wir einen längeren Aufenthalt, schlendern lustlos durch ein paar Duty-Free-Shops (ich kaufe doch tatsächlich billige Zigaretten – bin ich verrückt geworden?), Helga kauft sich ihre geliebten kleinen Stinker, und dann warten wir auf den Hüpfer nach Frankfurt. Schon in Paris ist das Wetter miserabel, und in Frankfurt angekommen erwartet uns trister Schneeregen – es ist lausig kalt, und viele schauen irritiert auf meine offenen Sandalen – verständlich, denn es ist schließlich November.

Ein Anruf zuhause mit der Mitteilung, wann mein Zug in Mannheim ankommt – ich kann nur hoffen, dass dort am Bahnsteig jemand auf mich wartet. Es wird dunkel, als Helga und ich uns verabschieden – sie fährt Richtung Nürnberg nach Hause. Wir sind beide ziemlich kaputt und es wird ein kurzes see you!

Ich werde tagelang schlafen, von schäumenden Pazifikwellen träumen und rotglühenden Brückenpfeilern, von weißem Sand und blauen Muscheln, Eukalyptus und pfeilgeraden Straßen mit weißen viktorianischen Villen, von tausend Hügeln und müden Füssen. Und irgendwann einmal werde ich alles aufschreiben, was wir erlebt haben in diesen Tagen, damit es jederzeit nachgelesen werden kann, Helga wird alle ihre wunderbaren Bilder dazu fügen, damit die Erinnerung nicht verblasst an dieses Geschenk, das wir in jedem Augenblick genossen haben.