zu Halloween 2002
Helga Gebauer und Isabella Nohe
Meine Füße fühlen sich am heute Morgen nicht gut an – ich rede ihnen gut zu, aber etwas Wehmut mischt sich schon im gleichen Gedanken. Heute morgen ist es das erste Mal seit unserer Ankunft wolkig und Helga berichtet, es sei ihr beim Morgenspaziergang doch etwas kühl geworden. Ich bin ziemlich verschlafen; in einem Nachbarzimmer sind letzten Abend Leute eingezogen, die ihre Begeisterung, in SF zu sein, durch laute Gitarrenklänge und Gesang anderen kundtun müssen. Verständlich zwar, aber bitte nicht nach Mitternacht! Ich beschließe, mir die Decke über die Ohren zu ziehen und ausnahmsweise mal nicht die zu sein, die zuerst meckert – da brüllt schon jemand durch den Flur „shut up!“, das ich mir seit einer Stunde zähneknirschend verkneife – Helga schläft friedlich wie ein Baby!
An diesem letzten Morgen wollen wir die neue St. Marys Cathedral besichtigen; wir sind schon ein paar Mal an ihr vorbeigefahren und ich habe sie gleich ganz respektlos als schwangere Auster bezeichnet. Im Innern aber ist die Kirche doch sehr schön, beeindruckend, wenn auch etwas duster.
Wir sind in einem frommen Viertel gelandet, gegenüber ist eine lutherische Gemeinde, gleich gegenüber noch eine weitere Kirche. Gleich um die Ecke stoßen wir auf den Alamo Park; von hier aus hat man das in jedem Bildband und Stadtführer abgelichtete Bild der viktorianischen Häuser vor sich (die man laut Reiseführer warum auch immer nicht fotografieren soll). Helga fotografiert ungeniert. Der kleine Park ist bewachsen mit Eukalyptusbäumen, und ich sammle von den duftenden Samenkapseln, mal wieder ein Mitbringsel.
Unser Rückweg führt vorbei am Platz der Vereinten Nationen, sehr beeindruckend (aber auch „bestückt“ mit vielen Obdachlosen), vorbei an der Civic Hall (heute sind Wahlen!) und der Oper und Symphoniehall.
Überall schauen wir kurz hinein, laufen drum herum, lesen auf hohen Granitplatten, wie lange welches Land schon zu den UN gehört, schlendern über einen kleinen Flohmarkt davor, und dann müssen wir dringend noch zu „Old Navys“, denn schließlich habe ich Yasmina echt amerikanische Jeans versprochen. Dort kann man wirklich zu vernünftigen Preisen gute Kleidung kaufen, was wir auch tun (hauptsächlich ich – dass ich dann aber um 2 Paar Socken beschissen wurde, ärgert mich sehr, zumal ich mir für den Heimflug von Helga nun ein Paar leihen muß. Meine eigenen waren alle völlig zerschlissen – kein Wunder!).
Helga will mit der Shopping-Tour am Union Square weiter machen; da ich mir dieses Pflaster nicht leisten kann, lasse ich sie ziehen, setze mich davor in die Sonne und warte, bis sie frustriert zurück kommt – der Laden war wohl ein Flop!
Wir essen einen Hamburger bei Burger King, na ja – etwas größer als bei uns war er schon .... Die Einkäufe müssen ins Hotel, damit es Platz für Neues im Rucksack gibt. Danach streike ich: 5 Stockwerke Macy´s – nein danke! Das kann Helga nun gefälligst alleine machen. Ich mache mich (allein!) auf und gehe noch mal zum Hafen, schlendere am Kai entlang, finde sofort hin (und später auch wieder zurück), besuche noch einmal die Seelöwen und nehme Abschied von der Bay. Extra zu diesem Anlass hat sich die GGB in einen leichten Nebelschleier gehüllt, wie man es oft auf Bildern sehen kann. Nun habe ich auch ein bisschen von dem berühmten Nebel erlebt.
Ein netter junger Straßenhändler will mir eine Kette verkaufen, die ich auch wirklich gern gehabt hätte, aber ich fürchte, mein Reisekontingent ist weit überzogen. Den Rest des Geldes muss ich einteilen, damit es bis zum Abflug morgen reicht.
Laut unserem Reiseführer soll man am letzten Abend eines San-Francisco-Besuches zu den Twin Peaks hinaufsteigen, um von dort den besten Rundblick über die erleuchtete Stadt zu genießen. Das tun wir, und der Busfahrer ist so nett und erklärt uns, wie man von der Bushaltestelle aus den Pfad den Berg hinauf findet – inzwischen ist es ziemlich duster geworden [d.h. es war stockfinstere Nacht hg]. Das hält uns nicht auf, und wir haben von der Aussichtsplattform auf der höchsten Erhebung der Stadt einen wunderbaren Blick über SF, die ganze Bay, Oakland, Marin County – über allem liegt ein leichter Nebel. Es ist wirklich phantastisch, und jetzt können wir endlich sehen, wie riesig sich die ganze Stadt über die vielen Hügel erstreckt. Die ganze Stadt ist hell erleuchtet, und die Autolichter lassen die Highways rot und golden leuchten. Warum sind wir nicht wenigstens einmal bei Tag hier herauf gekommen – schade??
Im Süden liegt der Flughafen, den wir in wenigen Stunden betreten werden; man soll 3 Stunden vor Abflug dort sein, das heißt für uns: 12.00 Uhr mittags. Highnoon!
Um nun auch wirklich keinen Abschiedsschmerz aufkommen zu lassen, wollen wir noch einmal am Hafen gemütlich Fisch zu Abend essen, ich meinen sattsam bekannt-beliebten Salmon, Helga sucht sich diesmal Jakobsmuscheln aus. Na ja, wenigstens waren sie schon „ausgepackt“, anders als ihr Krebs neulich ..
Der Rückweg - natürlich - mit der Cable, und genau so selbstverständlich werden wir von dem jungen farbigen Fahrer wieder nach einigen Metern hinausgeworfen. Nichts geht mehr. Zu Fuß kommen wir aber wenigstens an unserem kleinen Laden vorbei, kaufen eine Flasche Wein, und beschließen so den letzten Abend.