Hexen-Reisen

Drei Hexen in Irland

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Der vierte Tag:

Besuch des Drogen- und Alkoholzentrums bei Foxford,
Weiterfahrt zu den Foxford Woolen Mills,
(hinzugefügt: Schwimmen im Lough Conn)

Wenn keine Lebensenergie mehr mein verknotet Lebensband durchströmt,
ich in alte Spiele verwickelt bin, sich die Verwirrung breit macht,
sich alles festgezurrt hat und ich mir keinen Rat mehr weiß.
Wenn dann eine kommt und mit Fingerspitzengefühl und Geduld
Das Verworrene entwirrt, das Verknotete löst, das Verschlungene glättet,
dann kann ich wieder gelöst leben, dann habe ich Erlösung erfahren!

Der 4. Tag beginnt mit bedecktem Himmel und einem guten Frühstück.

Der Bus wartet auf uns zur halbstündigen Fahrt nach Foxford. Dort sind wir zu Gast bei Schwestern, die ein Alkoholtherapie-Zentrum Hope-House leiten. Es sind Frauen des französischen Ordens Sisters of Mercy, die sich hier angesiedelt haben, um Alkohol- und Drogenkranken zu helfen. Das Haus (in einer düsteren grauen Straße) ist innen sehr hell und freundlich eingerichtet und gemütlich, und es wird von zwei sehr patenten Frauen geleitet. Wir diskutieren eifrig (hier können wir mitreden!), trinken Tee mit Cookies. Daß uns die Ausgangstür nicht freiwillig herausläßt, bringt so manche auf dumme Gedanken - aber schließlich kommen wir doch alle heil wieder in die Freiheit!

Die Mittagspause können wir ausnahmsweise frei verbringen, das Programm ist doch sehr intensiv geplant. Wir beschließen, Foxford zu erkunden, ein kleiner Ort, durch den die Moy, Marias Fluß, fließt. Eigentlich wollten wir eine Kleinigkeit essen, aber das einzige Lokal sieht sehr "edel" aus und wir beschließen, endlich Fish & Chips aus einem Fast-Food-Laden zu versuchen. Nun stehen wir mit dem Essen auf der Straße - ohne Bier! Beim nächsten Pub schleichen wir uns mit unseren Brown-Bags vorsichtig rein und dürfen uns ins Hinterzimmer setzen, wo wir in einer gemütlichen Ecke ein prima Smithwicks trinken, von da an unser Leib- und Magengetränk. Jetzt verstehe ich auch, warum die Leute hier so gern ins Pub gehen. Es ist wirklich urgemütlich, und wir stellen uns vor, wie das im Winter vor dem offenen Kamin gemütlich sein muß. Beim Herauskommen läuft uns Frau Meier über den Weg. Original-Zitat derselben: "Jetzt hab ich in jedes Pub geguckt, ob ihr drei Grazie do drin sitzt, grad hab ich euch Abbitte leiste wolle, weil ich euch nirgends gfunne hab." Tja - wir waren eben im Hinterzimmer versteckt!!!

Am Nachmittag besichtigen wir die Wollmühle, die von einer Ordensfrau(!) im vorigen Jahrhundert gegen große Widerstände gegründet wurde, damit die Menschen Arbeit und Brot hatten. Hier gibt es schöne Andenken zu kaufen, und ich finde auf dem Rückweg noch eine kleine "Potterie", in der ich - schon wieder - Ohrringe erstehe!

Es ist immer noch herrliches Wetter und auf dem Rückweg machen wir Rast am Loch Conn, wo wir Meerjungfrau spielen. Der Loch Conn erstreckt sich nordwestlich von Foxford und ist für uns Landratten und Neu-Irländer ein überwältigender Anblick. Überhaupt ist die Weite des Landes faszinierend. Sandstrand, kleine Inseln und große Steine im See, dahinter die grüne hügelige Landschaft - wirklich traumhaft. Außer uns keine Menschenseele (leider auch kein Pub). Das Wasser im See ist angenehm und die Luft ist so warm, und jetzt kommt noch die Sonne hervor, da kann frau nicht anders: Schuhe aus, Hosen hochkrempeln und hinein ins Vergnügen. Es wird eine fröhliche Stunde. Fast könnte man glauben, die kleine Insel in Seemitte könnte im Nebel verschwinden wie Avalon, und es fehlt eigentlich nur noch der Nachen für uns. Wir strengen uns an, aber ohne Erfolg. Daraufhin muß Marion den "Seelentröster" aus dem Bus holen. Natürlich wurden die diversen Meerjungfrauen auf Bildern festgehalten (Helga!!!).

Auf der Rückfahrt nach Knock zeigt uns unser netter Fahrer noch die ganze Schönheit des Sees bei einer Rundfahrt. Hier ist wirklich ein Anglerparadies, was auch die zahlreichen seenahen Hotels und Unterkünfte zeigen. Der heilige Berg ist ständig um uns herum - wir werden ihm aber noch näher kommen. Da wir noch etwas Zeit haben, dürfen wir noch eine Stadtrundfahrt durch Castlebar machen, bei der eindeutig festgestellt wird, daß irische Pubs die schönsten Häuser (ähnlich wie in Dublin) sind, und außerdem die am häufigsten auftretende Spezies von Versorgungsstationen.

PS: Helga schleppt immer noch eine Flasche Sekt mit sich herum - es ist zwar unglaublich, aber auch an diesem Abend trinken wir unser Smithwicks. Wir stellen mit Bedauern fest, daß schon Halbzeit unserer Fahrt ist.

Es war bisher unglaublich erlebnisreich, sehr interessant und wunderschön. Frau Gerold gebührt ein Riesenlob, daß sie diese Vorbereitungsarbeit so toll gemacht hat- wirklich eine Leistung.

Auch unsere morgendlichen "kleinen" Meditationen, Lieder während der Fahrt (die schönen kommen aus dem Recorder, manchmal singen wir auch...) machen die Reise auch zu einer Einkehr in uns selbst. In diesem Land kann man ruhig werden und die Seele baumeln lassen. Unsere "irische" Reiseleiterin kann uns unglaublich viel erzählen über dieses Land und seine Geschichte. Ohne dieses Wissen kann man hier vieles nicht verstehen. Und deshalb sehe ich doch mit gemischten Gefühlen auf den morgigen Tag und die Fahrt in den Norden nach Derry. Es ist ein anderes Land, und doch dasselbe, andere Menschen auch? Sie haben dort anderes Geld, eine andere Kirche, Religion, und was noch?

Nachdenkliche Gedanken am Abend des 4. Tages.

Morgen ist um 6.00 Uhr wecken - wir fahren Punkt 7.00 Uhr los und haben einen langen Tag vor uns. Deshalb wird der Abend in der Bar nicht so ausgiebig wie sonst - davor natürlich der übliche Abendspaziergang zur Wallfahrtskirche, schließlich ist das hier eine Pilgerreise!