Bericht über die Reise zweier Hexen nach San Francisco

zu Halloween 2002
Helga Gebauer und Isabella Nohe

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4. Tag: Freitag, 1. November 2002

Nach dieser Nacht (irgendwie sind wir doch wieder heil zurückgekommen – zu Fuß, dabei fuhr die Underground exakt unter unseren Füßen im Minutentakt) steht in meinem Tagebuch: Lange schlafen, frühstücken, zum Bus trödeln, in den Golden Gate Park fahren. Auch dort herumschlendern, Mittag essen, müde zurückfahren.

Aber ganz so schlimm war es nun doch nicht.

Mitten in der Stadt, am westlichen Ende begrenzt vom Pazifik, liegt der Golden Gate Park, den wir heute etwas müde zwar aber trotzdem so weit wie möglich erkunden wollen. Ausgestattet mit den Informationen aus den Reiseführern finden wir nach kurzer Busfahrt in die schon altbekannte Richtung (Meer) einen Eingang zu dem Stadtpark, der aufgrund der Größe durchzogen ist von zwei breiten Fahrstraßen. Leider wird das Botanische Museum derzeit renoviert und ist nicht zu besichtigen. Die blühenden Anlagen drum herum entschädigen uns etwas dafür, und wir genießen den sonnigen Tag (d.h. wir trödeln gemütlich herum).

Das Steinhartmuseum entpuppt sich als Dreigestirn, ein Planetarium, eine Fossilienausstellung, ein Aquarium mit Meeresgetier, und dann dürfen wir sogar im Earthquake-Raum das schreckliche Erdbeben von 1906 live miterleben. Wir erstehen Kaffee und setzen uns ins Freie, wo wir ganze Horden von Schulkindern beobachten (offenbar ist es nicht nur bei uns üblich), die durch die heiligen Hallen strömen.

Gleich hinter dem Museum finden wir zu unserem Erstaunen auf einem (!) Sockel unsere beiden Nationalhelden, Goethe und Schiller in friedlicher Eintracht vor.

Am japanischen Garten stehen wir vor einem kleinen Problem: Es kostet Eintritt, zwar nicht sehr viel, aber unser Bargeld ist kostbar (auf die Idee, einfach am Bankomat noch welches abzuheben, kommen wir erst später...). Aber der Eintritt lohnt sich, und wir können nicht nur die herrliche Gartenanlage bewundern, sondern auch ein (japanisches) Brautpaar – eben ganz so, wie man sich das im Traum vorstellt. Auch die Bilder, die Helga macht, werden sicher toll, und ich darf auch eines machen, auf dem Helga versucht, einen Steg zu erklimmen (und es auch trotz Widrigkeiten tatsächlich schafft).

Eine kleine Mittagspause muss auch sein, und so verlassen wir den Park für kurze Zeit, um über die Straße in einen kleinen Imbiss zu gehen. Ich esse ein sehr scharfes Chili, was mich doch erheblich aufmuntert. Jedenfalls schaffen wir es trotz der vorherigen langen Nacht noch einen Teil des Parks zu erkunden, der als botanischer Garten, aber auch teilweise sehr naturbelassen angelegt ist.

An einem kleinen See angelangt schauen wir in die Karte: Wir haben nur einen winzigen Teil der ganzen Anlage gesehen. Helga gibt es nicht so ganz zu, aber wir sind beide kaputt! Wir nehmen den nächsten Bus zum Fisherman's Wharf und ich esse zum ersten Mal im Leben Schwertfisch. Auf dem Nachhauseweg kaufen wir eine Flasche Wein; damit gehört uns nun schon das halbe Napa Valley. (Es ist gar nicht so einfach, einen Laden zu finden, in dem man so Kleinkram zum Essen kaufen kann, zum Glück liegt zwischen Hafen und der Bushaltestelle einer, der Wein, Sekt, Kekse und ähnliches zu einem vernünftigen Preis hat; damit werden wir zu Stammkundinnen.)

Dieser Freitag geht in die Geschichte ein als der Tag, an dem ich meine Füße verlor. Wir wollten ja partout die Stadt so weit als möglich zu Fuß erkunden, denn dabei sieht und erlebt man ja viel mehr, als wenn alles an einem per Bus oder Bahn vorbeirauscht. Der Weg ist das Ziel, hat aber unbestreitbar seinen Preis!