Abenteuer Kilimanjaro - ToB on the Top

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26. Juni 2010 - 7. Tag

Fahrt nach Arusha. Besichtigung des Cultural Center sowie der von Renate und Hubert Schwarz geförderten Schule "Meleck's Project" im Armenviertel von Arusha.

Dies ist unser "Erholungstag", und wir sind etwas unsicher, aber gespannt, was uns in der Schule und mit "Meleck´s Project" wohl erwartet. Jeep und Fahrer warten auf uns, und wir fahren eine knappe Stunde bis nach Arusha, eine Stadt mit ca. 300.000 Einwohnern. Auf dem Weg dorthin haben wir ausreichend Gelegenheit, uns mit den örtlichen Fahrgewohnheiten vertraut zu machen. Man fährt auf jemanden zu (zB einen am Straßenrand entlang radelnden Menschen) und hupt dabei mehrfach lang und ausdauernd, offensichtlich als Warnung. Überholmanöver lassen uns zittern, besonders, wenn Mensch oder Tier ohne Deckung dazwischen sind, was ständig vorkommt.
Auf diesem "Highway", den wir am Tag unserer Ankunft nur im Dunkeln erlebt haben, tummeln sich nämlich nicht nur ungewöhnliche Gefährte, nicht nur Autos, Jeeps, LKW mit Menschen und / oder Waren, überfüllte kleine Busse, sondern auch Radfahrer ohne Zahl, manche mit riesigen Warenpaketen drum herum oder auf dem Kopf, aber auch Esel- oder Kuhkarren mit Mensch oder Tier davor. Es gibt Getier am Straßenrand, Herden von Ziegen, Kühen und Kindern, die die Herden beaufsichtigen. Menschen radeln oder laufen am Straßenrand entlang, zielstrebig, oder auch einfach nur herum schlendernd, viele sitzen am Weg oder vor den Häusern und ihren Obst- und Gemüseverkaufsständen, Läden und Buden. Je näher wir der Stadt kommen (Stadt: na ja, nicht so direkt vergleichbar mit einer europäischen größeren Stadt) umso bunter und turbulenter wird das Geschehen um uns herum.

Wir wissen zwar, dass die Schule in einem Armenviertel liegt, aber nicht wirklich, was uns dort erwartet. Der Jeep kämpft sich durch Matsch und Schlamm und Müll, gesäumt von Holzhäusern und Wellblechbaracken, überall sind Menschen auf der Straße, überall Dreck und Elend. Die Schule: Ein gemauertes Gebäude, zwei Räume, ein kleines Büro, "Naturboden", sprich Erde, die Kinder sitzen auf uralten Holzstühlen, an der Wand hängen Bilder, die für den Unterricht gebraucht werden. Meleck stellt sich vor, erzählt, wie es zu dem Projekt kam, dass er an der Universität war und jetzt teacher ist, früher war er porter auf den Kilimanjaro. Er ist offenbar sehr stolz, und genau so stolz zeigt er uns die Schulräume und erzählt von den Erfolgen der Kinder. Die sitzen artig und mit ihren besten Kleidern vor uns, strahlen uns an, oder mustern uns kritisch, je nach Temperament. Offenbar mussten alle heute am Samstag kommen, wegen uns zwei alten Schachteln aus Germany. Wir lassen all unsere Süßigkeiten hier und eine kleine Spende. Meleck verspricht, davon Bälle für den Sport zu kaufen, Fußball ist ja gerade überall in Afrika die Attraktion. Eine Kleine will uns ein paar Münzen schenken – offensichtlich hat sie etwas aufgeschnappt von Besuch und Geld und so und wollte uns etwas Gutes tun. Die Kinder singen uns ein Lied, wir machen Bilder, dann tauschen wir Mailadressen aus – Meleck wünscht sich, dass wir in Verbindung bleiben.- ja, und ganz sicher hofft er auch auf Unterstützung in Form von Spenden.

Auf der Weiterfahrt durch die Stadt werden wir beide sehr ruhig. Ohne uns abzusprechen nimmt jede ganz vorsichtig die Kamera und versucht, unauffällig Bilder zu machen vom Leben auf der Straße. Ich bin tief betroffen von der Armseligkeit nicht nur der Behausungen, sondern auch der Menschen, der Kinder und vieler alter Leute, die scheinbar hoffnungslos an der Straße sitzen. Auch wenn man diese Bilder kennt, zB aus dem Fernsehen, so ist es doch eine andere Sache, direkt vor Ort zu sehen, dass dies Wirklichkeit ist.

Die auf dem Programm stehende "Besichtigung des Kulturzentrums" dagegen verläuft ganz anders als wir uns das vorgestellt haben. Tatsächlich ist das sogenannte Kulturzentrum eine große Shopping-Mall, zwar mit vielen schönen Dingen, Schmuck, Holzfiguren, Kleidung, aber wir können uns (fast) zurück halten und nur ein paar kleine Mitbringsel kaufen. Direkt daneben angebaut ist ein neu gebautes Museum für einheimische Kunst und Künstler, dem wir einen Besuch abstatten.

All diese vielen Eindrücke machen hungrig. Unser Fahrer versteht das gut und bringt uns zu einem kleinen Bistro, wo wir etwas zu essen bestellen. So richtig satt werden wir nicht. Helga bekommt eine Miniportion Fleisch mit Reis, ich einen relativ großen Fisch (am Stück, mit Augen und Schwanz), der aber auch nur wenig an Fleisch hergab – vielleicht hätte ich die Augen mitessen sollen ...

Danach waren wir reif für den Pool und unser Fahrer brachte uns zurück zur Lodge. Schließlich müssen wir - wieder einmal - packen, und diesmal gilt es, alles richtig zu machen, denn wir werden dann ja für 7 ganze Tage weg sein.

Aber zuerst: Biergarten, Mails und Kili-Bier, danach packen und Abend essen.

In unserem Bungalow läuft das Wasser im Klo und lässt sich nicht abstellen. Das ist unvereinbar mit dem Bedürfnis auf einen ruhigen Schlaf. Wir dürfen deshalb auch den Nachbarbungalow beziehen und haben jetzt alle Möglichkeiten der Welt, uns auszubreiten.
Und gut zu schlafen, bereit für die große Herausforderung!